20 Jahre lebensrettende Aufpralltests - Euro NCAP feiert Jubiläum.
2nd February 2017
• Die Euro NCAP Aufpralltests halfen mehr als 78.000 Leben seit 1997 zu retten.
• Autos sind „sicherer denn je“ dank Euro NCAP Crash-Tests von 1800 Fahrzeugen seit 1997. Eine Investition in Tests für 160 Millionen €, die sich gelohnt hat!
• Euro NCAP testet weiterhin die neuesten Sicherheitstechnologien wie z. B. Notbremsassistenten mit Radfahrererkennung.
ÜBER 78.000 Leben (1) gerettet - das ist die Bilanz seit Einführung der strikten Euro NCAP Aufpralltests in dieser Woche vor genau 20 Jahren. Heute kann Euro NCAP auf die Veröffentlichung von 630 Sicherheitsbewertungen verweisen, die auf Aufpralltests von etwa 1800 Fahrzeugen basieren. Für diese Tests wendete Euro NCAP insgesamt 160 Millionen € (2) auf.
Unsere ersten Tests enthüllten schwere Sicherheitsmängel bei äußerst populären Familienfahrzeugen. Diese Tests veranlassten die Hersteller zu einer fundamentalen Revision der Kfz-Design- und Konstruktionsprozesse, um Unfälle zu verhüten und Leben zu schützen. Zwanzig Jahre später weisen 9 von 10 in Europa verkauften Fahrzeugen eine Euro NCAP Sicherheitsbewertung auf. Mittlerweile unterstützt auch die Kfz-Industrie aktiv die Entwicklung von neuen Anforderungen für die höchsten Sicherheitsbewertungen.
Heute veranschaulichen die Ergebnisse der Aufpralltests (4) von zwei Familienfahrzeugen, deren Bau 20 Jahre auseinander liegt, die riesigen Fortschritte in puncto Fahrzeugsicherheit seit 1997. Sicherheitstechnologien, die seinerzeit noch nicht existierten oder bestenfalls gegen Aufpreis verfügbar waren, wie z. B. Fahrer- und Beifahrerairbags, Seitenairbags, Gurtwarnsystem und elektronische Stabilitätskontrolle. Heute sind diese Ausrüstungen bei allen in Europa verkauften Fahrzeugen serienmäßig.
„Wir sind am Tage unseres 20-jährigen Jubiläums im Dienste der Kfz-Sicherheit zu Recht stolz, dass das Euro NCAP-Sicherheitstestprogramm maßgeblich zur serienmäßigen Ausrüstung von Kfz mit lebensrettenden Sicherheitsmerkmalen beigetragen hat. Mittlerweile verzeichnen wir in Europa die weltweit niedrigste Verkehrstotenquote³,“ so Michiel von Ratingen, Generalsekretär von Euro NCAP.
„Euro NCAP hat Millionen von Konsumenten fundierte Informationen geliefert, anhand derer sie das sicherste Fahrzeug wählen können. Doch die letzten Jahre zeigte eine Verlangsamung des Fortschritts, weshalb wir in unseren Anstrengungen nicht nachlassen dürfen. Wir wollen sicherstellen, dass Europas Straßen in den nächsten 20 Jahren noch sicherer werden - nicht nur für die Fahrzeuginsassen, sondern für alle Verkehrsteilnehmer. Heute testen wir weit mehr Aspekte der Fahrzeugsicherheit wie 1997, als wir mit den Tests begannen. Und diese Ausweitung wird sich fortsetzen. Nächstes Jahr werden wir Systeme testen, die Radfahrer erkennen und Unfälle mit diesen verhindern sollen. Gleichzeitig erstellen wir ein sehr ehrgeiziges Programm für 2020 bis 2025.“
Mit Unterstützung der FIA (Federation Internationale de l’Automobile), ICRT (früher „International Testing“), der britischen und schwedischen Regierungen, wurden die Ergebnisse der ersten Euro NCAP-Tests am 4. Februar 1997 enthüllt. Bis dahin mussten Kfz-Hersteller nur grundlegende Vorgaben für Aufprallsicherheitstests von Neufahrzeugen erfüllen und die Ergebnisse wurden nicht veröffentlicht. Folglich war es für Konsumenten unmöglich, die Sicherheit von Fahrzeugen zu vergleichen.
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Das Euro NCAP-Programm war das erste, das seinerzeit realistische und praxisgerechte Tests durch unabhängige Experten in Europa einführte. Die mangelhaften Ergebnisse führten zu Entsetzen bei Verbraucherverbänden, Vertretern der Öffentlichkeit und den Medien.
In der ersten Testrunde wurden sieben populäre Kleinstwagen geprüft, wobei der Ford Fiesta und der Volkwagen Polo jeweils drei von vier möglichen Sternen für den Schutz von erwachsenen Insassen erzielten.
Der äußerst populäre Rover 100 schaffte nur einzigen Stern, aber auch andere Volumenmodelle wie der Fiat Punto, Nissan Micra, Vauxhall Corsa und Renault Clio glänzten nicht gerade mit nur zwei Sternen. Bei der Bewertung des Fußgängerschutzes erreichte keines der Fahrzeuge mehr als zwei Punkte - klares Indiz, dass die Hersteller beim Design nicht auf den Schutz der verletzlichsten Verkehrsteilnehmer achteten.
Führende Fahrzeughersteller attackierten stattdessen die Tests und reklamierten, dass die Kriterien so streng seien, dass es für ein Fahrzeug „unmöglich“ wäre, alle vier Sterne zu erzielen. Fünf Monate später wurde der Volvo S40 das erste Fahrzeug mit vier Sternen für Insassenschutz.
Max Mosley, erster Vorsitzender von Euro NCAP und Vorsitzender von Global NCAP sagte: „Zwanzig Jahre nachdem das Testprogramm Kontroversen hervorrief und von den Herstellern wegen angeblich unrealistischer Sicherheitsstandards abgelehnt wurde, gelten Euro NCAP-Bewertungen heute als maßgebliche Orientierung für die Automobilindustrie. Tausende von Todesfällen wurden verhindert und die Sicherheitsanforderungen der Verbraucher sind höher denn je. Die Kfz-Hersteller kämpfen um höchste Sicherheitsbewertungen, während die Sicherheitsstandards sich gleichzeitig verbessern.“
„Das Verbraucher-Bewusstseinsmodell, das von Euro NCAP so effektiv umgesetzt wurde, hat nicht nur den europäischen Markt grundlegend verändert, sondern auch zur Gründung von NCAP-Sicherheitsorganisationen in Ländern mit mittlerem oder niedrigem Einkommen geführt. Der Druck des über Aufpralltests informierten Verbrauchers sorgt bereits für rapide Verbesserung der Sicherheitsstandards in Indien, Lateinamerika und in den ASEAN-Ländern. Euro NCAP hat wirklich einen weltweiten Einfluss und eine stolze Bilanz von Sicherheitsverbesserungen, die unzählige Leben gerettet haben.”
Euro NCAP Präsident und Thatcham Chief Technical Officer, Andrew Miller: „Der Einfluss dieser Tests darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Bis zu den Euro NCAP-Tests mussten Verbraucher den Aussagen des jeweiligen Herstellers vertrauen. Mittlerweile haben wir jedoch die sichersten Fahrzeuge aller Zeiten und die Sicherheitsstandards der Fahrzeuge sind für jedermann sichtbar. Dieser Erfolg in Europa war nur durch die aktive Zusammenarbeit unter einem Schirm und durch kontinuierliche Investitionen in bessere Sicherheit möglich.“
Die Euro NCAP-Tests stellen immer höhere Anforderungen und Fahrzeuge können jetzt eine Sicherheitsbewertung von max. fünf Sternen erzielen. Diese Bewertung basiert nun nicht mehr nur auf dem Insassen- und Fußgängerschutz bei einer Kollision, sondern auch auf den Fähigkeiten des Fahrzeugs, den Aufprall von vorneherein zu vermeiden. Diese Tests repräsentieren lebensechte Unfallszenarien, die Tod oder Verletzungen als Folge haben würden. Kandidaten für die Topbewertung müssen nachweisen, dass die Fahrzeuge standardmäßig mit Technologien ausgerüstet sind, die Unfälle vermeiden oder zumindest mildern. Ist ein Aufprall unvermeidlich, muss das Fahrzeug die Insassen und andere Verkehrsteilnehmer angemessen vor den Folgen schützen.
„Euro NCAP war zwei Jahrzehnte lang die treibende Kraft hinter den Verbesserungen der Fahrzeugsicherheit in Europa. Im Zeitalter der zunehmenden Automatisierung und kontinuierlicher technischer Entwicklung wird die Rolle von unabhängigen Testinstanzen immer wichtiger. Wir hoffen, dass die Organisation noch für viele Jahre die Fahrzeugsicherheit maßgeblich fördern wird,“ sagte Antonio Avenoso, Executive Director des Europäischen Verkehrssicherheitsrates ETSC.
Für Medieninformation wenden Sie sich bitte an Marie Brasseur, Communications Manager, unter Marie_Brasseur@euroncap.com.
Anmerkungen der Redaktion
1. Auf Basis des ETSC PIN-Berichts von 2016 geschätzte Anzahl an verhinderten Todesfällen von Fahrzeuginsassen zwischen 1998 und 2015: http://etsc.eu/10th-annual-road-safety-performance-index-pin-report/
2. Geschätzte Gesamtkosten der Fahrzeugtests ohne Kosten für Fahrzeuge, Ersatzteile und Betriebsflüssigkeiten oder Verschleißmaterialien.
3. Europäische Kommission - Informationsblätter 2015 Verkehrssicherheitsstatistik: Was steht hinter den Zahlen? http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-16-864_en.htm
4. Zum Jubiläum wurden zwei Aufpralltests im Thatcham Research Centre ausgeführt, dem offiziellen Euro NCAP Testzentrum in Großbritannien. Diese verdeutlichen die Sicherheitsunterschiede zwischen einem Rover 100 der späten neunziger Jahre und einem kürzlich gebauten Honda Jazz. Aufnahmen von den Aufpralltests und begleitende Interviews sind im Medienzentrum verfügbar.