2021 Sicherheit von Transportern
Die Tatsache, dass viele Menschen mehr Zeit zu Hause verbringen, hat zu einem Anstieg der Nachfrage nach Lieferdiensten geführt, weshalb viele Städte eine Zunahme der Zahl der Transporter auf ihren Straßen verzeichnen. Transporter oder Kleintransporter sind Fahrzeuge, die für den Transport von Gütern oder Spezialausrüstung ausgelegt sind und nicht mehr als 3,5 Tonnen Fahrzeuggesamtmasse haben. Transporter werden häufig für berufliche Zwecke eingesetzt, da sie eine hohe Flexibilität bei der Ladung bieten und ohne strenge gesetzliche Registrierungsanforderungen betrieben werden können. Dadurch übertreffen ihre wirtschaftliche Lebensdauer und die insgesamt zurückgelegten Kilometer in der Regel die von durchschnittlichen Personenkraftwagen. Um Entwicklungskosten zu sparen und Gewinne zu maximieren, ist "b adge engineering" eine gängige Praxis in diesem Segment, bei der ein gemeinsames Design von mehreren Herstellern verwendet wird.
Die wirtschaftlichen Nutzungsdauer und Gesamtlaufleistung eines Lieferwagen sind höher als die durchschnittlicher Personenkraftwagen
Mit mehr Transportern auf den Straßen der Städte steigt das Risiko von Unfällen mit Transportern. Europaweit haben sich Lieferwagenfahrer durch ihre riskante Fahrweise einen fraglichen Ruf verdient: Missachtung von Geschwindigkeitsbeschränkungen, unaufmerksame Fahrweise und Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes. Während Transporter nicht notwendigerweise eine höhere Unfallrate haben als andere Kraftfahrzeuge, sind Unfälle mit Transportern für die übrigen beteiligten Fahrzeuge tendenziell schwerer. Nach Angaben der Europäischen Kommission sind diese Unfälle für rund 4 Prozent aller tödlich oder schwer verletzten Fahrzeuginsassen verantwortlich. Ein Großteil davon ist auf Kontrollverlust bei Front- und Heckaufprallen zurückzuführen.
Wesentliche Faktoren, die bei Unfällen mit Transportern eine Rolle spielen, sind der Aufprallschutz des Transporters selbst (Eigenschutz) und die Kompatibilität zwischen Transportern und Personenkraftwagen (Partnerschutz) sowie die unzureichende Ausstattung und eingeschränkte Leistungsfähigkeit von Advanced Driver Assistance Systems (ADAS), einer Technologie, die Unfälle im Vorfeld verhindern kann.
Unfallfestigkeit von Transportern
ransporter sind größer und schwerer und haben in der Regel ihre steifen Strukturen in einer größeren Höhe als Pkw. In der Regel befördern sie weniger Insassen, aber größere Lasten. Bei einem Unfall sind die Insassen des kleineren Fahrzeugs durch das geometrische Missverhältnis, die steifen Strukturen und die höhere Masse der Transporter benachteiligt, was zu einer höheren Wahrscheinlichkeit schwerer oder tödlicher Verletzungen der Pkw-Insassen führt.
Die Sicherheit der Insassen von Transportern hat in den letzten zehn Jahren nur teilweise von den Fortschritten in der Fahrzeugsicherheit profitiert. Die Ausstattung mit fortschrittlichen Rückhaltesystemen ist in der Regel schlecht. So bieten beispielsweise von 19 untersuchten beliebten Transportermodellen nur sechs serienmäßig zwei Frontairbags und keines hat serienmäßige Seitenairbags. Insbesondere wird der Schutz des Beifahrers vernachlässigt, da grundlegende Sicherheitsgurt-Erinnerungen, Airbags und Gurtkraftbegrenzer auf dem Beifahrersitz oft fehlen. Dies steht in starkem Gegensatz zu den Personenbeförderungsvarianten, die von Euro NCAP geprüft wurden und somit eine Serienausstattung bieten.
Die jüngsten Crashtests von Euro NCAP verdeutlichen einige der oben genannten Sicherheitsbedenken in Bezug auf Transporter auf einzigartige Weise.
Unfälle, an denen Lieferwagen beteiligt sind, sind für die anderen beteiligten Fahrzeuge in der Regel schwerer
ADAS-Testserie
Um die Anpassung im Vorfeld der Allgemeinen Sicherheitsverordnung (General Safety Regulation) zu beschleunigen und Kaufentscheidungen hin zu mehr Sicherheit zu beeinflussen, wurden eine ADAS-Ausstattungsumfrage und eine Reihe von ADAS-Tests an den meistverkauften Transportern auf dem europäischen Markt durchgeführt. Zusammengenommen machen diese Transporter rund 98 Prozent der 2019 neu verkauften Transporter aus und stellen die europäische Situation gut dar.
Die Ausstattung mit den einzelnen Systemen wurde anhand öffentlich zugänglicher Quellen in den größten europäischen Märkten (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Vereinigtes Königreich) sowie Schweden, den Niederlanden und Luxemburg geprüft. In einem zweiten Schritt wurden die Daten vom Fahrzeughersteller verifiziert. Die Verfügbarkeit (Standard, optional oder nicht verfügbar) wird in einem -Grafikformat mit einer entsprechenden Tabelle je Transporter, System bzw. Markt angezeigt.
Die verfügbaren ADAS-Funktionen (optional oder serienmäßig) an jedem Transporter wurden mit Euro NCAP Safety Assist-Protokollen getestet, die bei Bedarf an Transporter angepasst wurden. Jeder Transporter beförderte die Hälfte seiner zulässigen Lademasse, eine typische Beladung im täglichen Gebrauch. Zusätzlich wurde für jeden Transporter eine Bewertung der Sicherheitsgurt-Erinnerung durchgeführt.
Die Testergebnisse jedes Systems wurden gewichtet und zu einer Gesamtbewertung für jeden Transporter zusammengefasst. Diese gewichtete Gesamt-Punktebewertung ordnet jeden geprüften Transporter einer der folgenden Kategorien zu.
Kategorie | gewichteter Gesamtergebniswert |
Platinum - Platin | Gleich oder größer 80% |
Gold | Gleich oder größer 60% |
Silver - Silber | Gleich oder größer 40% |
Bronze | Gleich oder größer 20% |
Not recommended - Nicht empfohlen | Unter 20% |
Ergebnisse
Sicherheitsbedenken
Transporter werden im Vergleich zu den meisten anderen Fahrzeugen immer hoch und schwer sein, und ihr Design ändert sich nur langsam. Die Verbesserung der Fahrzeugkompatibilität zwischen allen Arten von Fahrzeugen auf der Straße hat für Euro NCAP Priorität, und die Einführung des mobilen verformbaren Barrieretests ist ein erster Schritt in diese Richtung. Dies ist jedoch ein langsamer Prozess, der viele Jahre dauern wird. Andererseits können Advanced Driver Assistance-Systeme Unfälle von vornherein verhindern, und ihre Verfügbarkeit kann durch Fahrzeughersteller und Importeure wesentlich schneller verbessert werden.
Unsere Ausstattungsumfrage zeigt, dass die ADAS-Ausstattung von Transportern in ganz Europa im Allgemeinen schlecht ist, ganz im Gegensatz dazu, was heute bei Personenkraftwagen der Fall ist. Euro NCAP hatte erhebliche Probleme, nicht nur beim Verstehen des Angebots der Fahrzeughersteller anhand von Marketinginformationen, sondern auch bei der Suche nach konkreten Beispielen für Transporter mit "verfügbarem" ADAS. In einigen Fällen konnten Angaben von Fahrzeugherstellern weder unabhängig geprüft noch ausgerüstete Transporter in angemessenem Zeitrahmen beschafft werden. Falls verfügbar, ist ADAS meist optional erhältlich, mit wenigen Ausnahmen.
Bestmarken in Sachen Verfügbarkeit sind Ford, VW und Mercedes-Benz, Schlusslichter sind FIAT, Nissan und Renault.
Im Test haben sich die ADAS-Systeme recht gut geschlagen, aber es wurden deutliche Unterschiede zu Pkw beobachtet. Nur wenige Transporter bieten die neuesten Funktionen, wie Fußgänger- und Fahrraderkennung, während diese Technologie in einem städtischen Umfeld große Vorteile bietet. Einige Transporter bieten Spurhaltesysteme, Totwinkelerkennung, Spurwechselwarnung oder Spurhalteassistent an, diese waren aber bei den Tests nicht so effektiv wie bei durchschnittlichen Pkw. Die Geschwindigkeitsassistent-Technologie ist, wenn überhaupt, zumeist manuell eingestellt und verfügt nicht über eine Informationsfunktion für Geschwindigkeitsbegrenzungen. Sicherheitsgurt-Erinnerungen sind für den Fahrer meist serienmäßig, für die Beifahrer jedoch nicht vorhanden.
Am besten getestet wurden Volkswagen Transporter, Ford Transit und Mercedes-Benz Vito. FIAT Talento, Renault Trafic, Renault Master, Opel Movano und Nissan NV400 werden von Euro NCAP nicht empfohlen, da sie sehr schlecht ausgestattet sind oder über keine Fahrerunterstützungssysteme verfügen.
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ZUR TESTREIHE ZUR TRANSPORTERKOMPATIBILITÄT | ZU DEN AUSSTATTUNGSSYSTEMEN | ![]() |